Super Robot Wars Y (Switch) im Test
- playmoregames

- 25. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Die “Super Robot Wars”-Reihe hat seit ihrem Debüt im Jahr 1991 eine treue Fangemeinde gewonnen und sich zu einer der bekanntesten Crossover-Spielreihen im Bereich der taktischen Rollenspiele entwickelt. Ursprünglich in Japan gestartet, erfreut sich die Serie mittlerweile auch international immer größerer Beliebtheit – und so ist es kein Wunder, dass Bandai Namco mit “Super Robot Wars Y” erneut einen Ableger in den Westen bringt und wir haben es für euch getestet.
Während der unausweichliche Untergang droht, fordert “Super Robot Wars Y” die „Guardians of Steel“ heraus, sich zu erheben und dem Schicksal zu trotzen. Die eigenständige Handlung bringt die Universen verschiedener Mecha-Anime zusammen. In einem Kampf, der über die Zukunft der Welt bestimmen wird, befehligen Spielende ihre Armee auf dem rasterbasierten Schlachtfeld und setzen ihr Waffenarsenal sowie ihre Fähigkeiten strategisch ein.

Serientypisch wächst das Team der Protagonisten schon nach wenigen Missionen ins schiere Unendliche. An der Seite der Hauptfiguren Echika und A.Advent tummeln sich unzählige bekannte Charaktere aus verschiedenen Anime-Reihen – von kultigen Veteranen bis zu modernen Neuzugängen. Jeder Auftritt wird aufwendig inszeniert: Mit Originalmusik, stilisierten Anime-Sequenzen und kleinen Hommagen an die jeweiligen Serienvorlagen.
Für Kenner dieser Universen ist das ein einziger Traum aus Nostalgie und Begeisterung. Wenn plötzlich ein Gundam-Pilot auf dem Schlachtfeld auftaucht oder Dynazenons Kaiju-Verteidiger in die Bresche springen, geht einem als Fan unweigerlich das Herz auf.
Doch für alle, die nicht mit den vielen Franchises vertraut sind, wird es schnell unübersichtlich. “Super Robot Wars Y” setzt kaum Vorkenntnisse voraus – geht aber ganz selbstverständlich davon aus, dass man sie besitzt. Neue Charaktere tauchen reihenweise auf, liefern ein paar bedeutungsschwangere Zeilen, verschwinden wieder – und man bleibt ratlos zurück, wer das eigentlich war. Eine integrierte Enzyklopädie schafft zwar Abhilfe, doch das viele Nachlesen bremst den Spielfluss spürbar aus.

Jede neue Anime-Einbindung bringt eigene Figuren, Feinde und Mini-Handlungsstränge mit, die miteinander konkurrieren, anstatt sich organisch zu verbinden. Der rote Faden geht dabei häufig verloren. Besonders in den ersten Stunden fühlt sich “Super Robot Wars Y” eher wie eine lose Aneinanderreihung von Szenen an, in denen ständig neue Helden ins Rampenlicht drängen.
Die Folge darauf, ist statt einer epischen Geschichte bekommt man ein Kaleidoskop an Momenten – unterhaltsam, aber inhaltlich beliebig. Echika bleibt dabei ein typischer Anime-Charakter: naiv, idealistisch und ständig in ihrer Führungsrolle bestätigt. Viele Nebenfiguren bleiben blass, obwohl sie durchaus mehr Tiefe verdient hätten. Abseits der ausufernden Dialogsequenzen spielt “Super Robot Wars Y” seine Stärken im Gameplay aus. Das Herzstück bilden rundenbasierte Strategie-Gefechte auf Rasterkarten, die Städte, Wüsten oder außerirdische Landschaften abbilden. Jede Einheit darf sich pro Zug bewegen, angreifen und ihre Spezialfähigkeiten einsetzen.

Das Kampfsystem bleibt dabei klassisch, aber effektiv: Positionierung, Ressourcenmanagement und gezielter Einsatz von Support-Fähigkeiten entscheiden über Sieg oder Niederlage. Trotz simpler Grundmechaniken besitzt das System überraschend viel Tiefgang – etwa durch Teamkombinationen, Spezialmanöver oder die gezielte Nutzung von Pilotenfähigkeiten. Das Highlight sind jedoch die spektakulären Kampfanimationen. Jede Attacke wird in filmreif inszenierten Anime-Sequenzen präsentiert – inklusive Transformationen, Energieexplosionen und dramatischer Musik.
Zu Beginn beeindruckend, nutzen sich die Zwischensequenzen mit der Zeit aber ab. Wer sie deaktiviert, um Zeit zu sparen, verliert wiederum einen Teil der Inszenierung, die “Super Robot Wars” so besonders macht. Auch wenn “Super Robot Wars Y” keine Hardcore-Strategie verlangt, wird man schnell merken: Blindes Vorrücken führt selten zum Erfolg. Gegner teilen ordentlich aus, Bossgegner halten viel aus, und die richtige Aufstellung der Mechs ist essenziell. Unterstützungsfähigkeiten wie Heilung oder Zielgenauigkeits-Buffs sorgen für zusätzliche taktische Tiefe.

Die Missionsziele variieren zwischen simplen „Besiege alle Gegner“ bis hin zu Schutzeinsätzen oder zeitkritischen Kämpfen. Dadurch bleibt das Gameplay motivierend, auch wenn sich einige Szenarien im späteren Verlauf wiederholen. Abseits der Kämpfe bietet das Spiel eine Vielzahl an Menüs für Upgrades, Pilotenfähigkeiten und Support-Systeme. Diese sind funktional, aber teils überladen – wer Zahlen liebt, wird sich hier verlieren, alle anderen dürften schnell den Überblick verlieren. Ein klareres Klassensystem hätte der Verständlichkeit gutgetan.
Optisch bietet “Super Robot Wars Y” solide Kost mit nostalgischem Charme. Die Mischung aus 2D-Sprites auf isometrischen Karten und detailreichen Kampfanimationen funktioniert, auch wenn die Grafik technisch keine Bäume ausreißt. Die retroinspirierte Ästhetik dürfte vor allem langjährige Fans ansprechen. Akustisch überzeugt das Spiel jedoch auf ganzer Linie: Originalthemes aus den vertretenen Anime-Serien, dynamische Schlachtmusik und eine durchweg hochwertige japanische Sprachausgabe sorgen für authentisches Anime-Feeling. Die emotionale Wucht der Kämpfe wird durch die Musik oft noch verstärkt – ein klarer Pluspunkt.
Mit Dutzenden Haupt- und Nebenmissionen, optionalen Dialogabschnitten und frei wählbaren Routen bietet “Super Robot Wars Y” enormen Umfang. Schnell kommen 40 bis 60 Stunden Spielzeit zusammen, je nachdem, wie tief man ins Upgrade-System eintaucht. Allerdings wiederholen sich manche Kartentypen und Gegnerarten, wodurch sich trotz des riesigen Figurenpools gelegentlich Routine einstellt. Für Statistikfans gibt es detaillierte Aufzeichnungen zu jeder Einheit: Abschüsse, Trefferquoten, Unterstützungen – ein Fest für Zahlenfreunde, aber optional für alle, die einfach nur Mechs in die Schlacht schicken wollen.
“Super Robot Wars Y” ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwierig es ist, Fanservice und Erzählstruktur in Einklang zu bringen. Wer die zahlreichen Anime-Vorlagen kennt, wird sich über jeden neuen Auftritt freuen und im Nostalgierausch versinken. Für alle anderen jedoch bleibt vieles unverständlich, und die Handlung droht im Crossover-Chaos zu versanden.
Dafür überzeugt das Gameplay: taktisch, fordernd und mit vielen Möglichkeiten zur Individualisierung. Die aufwendigen Kampfanimationen und der grandiose Soundtrack sorgen für Atmosphäre pur – zumindest so lange, bis sich die Wiederholungen bemerkbar machen. Unterm Strich ist “Super Robot Wars Y” ein gutes, aber kein herausragendes Strategiespiel. Es lebt von seiner Liebe zum Detail, seiner Hommage an Mecha-Kultur und seiner spielerischen Tiefe – schwächelt jedoch in Sachen Storytelling und Zugänglichkeit. Für Fans ist es ein Pflichtkauf, für Neulinge eher ein komplexes Rätsel aus Explosionen und Nostalgie.
Fakten:
Genre: Simulation, Strategie, RPG
Erscheinungsdatum: 28. August 2025
Publisher: Bandai Namco
Entwickler: Bandai Namco Forge Digitals
Spieler: 1
Altersfreigabe: ab 12 Jahre
Preis: ab 49,99 Euro (Nintendo Switch, PC, PlayStation5)
Offizielle Website: https://www.bandainamcoent.eu
Bewertung:

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